Verzeichnis

 

Weil Richard

Beruf(e): Apotheker
Geburtsdatum: 28.04.1875
Geburtsort: Ingenheim
Wohnort(e): Frankenthal, Frankfurt am Main

Dr. Richard Weil ist das dritte Kind der Familie Julius Weil und Juliana Mathilde Wolf. Er wurde am 28. April 1875 in Ingenheim geboren. Der Vater Julius (geb. 6. Juli 1843, gest. 12. November 1920 in Ingenheim) war Großgrundbesitzer und 1. Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde und zugleich auch im Friedhofsvorstand tonangebend. 

Nach dem Besuch der Elementarschule in Ingenheim wechselte Richard 1885 bis 1889 auf die höhere Schule nach Bad Bergzabern. Sein Studium der Pharmazie in Bern schloss er mit seiner Habilitation zum Dr. phil. ab. Am 14. Juli 1900 wird er registriert als Unterapotheker der Reserve und am dem 19. Dezember 1902 befördert zum Oberapotheker der Reserve. Im 1. Weltkrieg war er der "Lazarett- und Sanitätseinheit - Reserve Lazarett - Germersheim" zugeteilt. 

Bis 1902 war Dr. Richard Weil Assistent am hygienischen Institut in Hamburg. Aus dieser Zeit stammen einige seiner wissenschaftlichen Beiträge wie: "Die Sporenbildung des Milzbrands bei Anaerobiose" (1901) und zusammen mit Prof. Dr. William Dunbar der "Beitrag zur Frage der Milchfiltration" (1902). 

Am 28. Februar 1902 erwarb er von Apotheker Senckenberg in Frankenthal die Einhorn-Apotheke, die Senckenberg ihm für 240.000 Mark verkauft hat. Am 18. Juni des gleichen Jahres erhielt Dr. Weil die Konzession von der kgl. Regierung der Pfalz für die Weiterführung der Apotheke. Hier verkaufte Richard Weil, wie in einer Anzeige in der FZ (Nr. 266 vom 12. November 1902) zu lesen war: "Vorzüglicher Familien- und Gesellschaftsthee für den täglichen Gebrauch. Fürsten-Thee per Pfund netto MK 2.-. Alleinige Niederlage bei Dr. R. Weil, Einhorn-Apotheke Frankenthal."
Doch der Mitbewerber um die Apotheke, Herr Apotheker Scharrer, strengte einen Rechtsstreit an gegen die Verleihung der Konzession an Dr. Weil. Das kgl. Staatsministerium des Inneren widerrief die Konzession und verlieh sie dem Mitbewerber Scharrer. (FZ Nr. 12, 15. Januar 1903, 1. Blatt)

Daraufhin erwarb Dr. Richard Weil 1905 in Frankfurt die wohl älteste noch bestehende Apotheke dort für 600.000 Mark: die Schwanen-Apotheke in der Friedberger Anlage 9. "Das Laboratorium wurde ausgebaut. Dr. Weil stellte neue Verbindungen her, die geeignet waren, auf breiter Basis den Schmerz zu bekämpfen. Da die Räume für eine größere Fabrikation zu klein waren, wurde eine Fabrik in der Nähe (Grünstraße) gegründet. Wie in vielen Fällen in Frankfurt der dreißiger Jahre (...) entstand aus einer Apotheke eine angesehene Arzneimittelfabrik, die heute noch besteht: Endopharm, Frankfurter Arzneimittelfabrik G.m.b.H. Friedberger Anlage 4. Die Großfabrikation begann mit Somnacitin, später folgten andere Präparate wie Papavydrin, Bronchovydrin und Turiopin. Nach dem ersten Weltkrieg übernahm der Apotheker Guittmann die Apotheke und gliederte ihr eine selbständige homöopathische Officin an. (Historisches Buch der Schwanen-Apotheke in Frankfurt am Main). Auch den Entschädigungsakten aus der Nachkriegszeit ist zu entnehmen, dass aus der Apotheke des Jahres 1905 in den 1930er Jahren ein bedeutendes chemisch-pharmazeutisches Unternehmen mit Weltruf geworden war, das der Vater mit seinen beiden Söhnen leitete. Nachdem die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, wurde die Familie Weil unter Druck gesetzt, das Unternehmen zu "arisieren", das heißt es weit unter dem Markt wert zu verkaurfen. Die beiden Söhne Hans-Joseph und Edgar,waren 1928/29 als gesellschafter in die Firma eingetreten, die aus Tarngründen dann in die Dr. R. und Dr. O. Weils Arzneimittelfabrik GmbH umgewandelt wurde., während die ursprüngliche OHF von 1934 stillgelegt wurde. Die IG Farben boten 1936/37 2 Millionen für die Firma mit der Auflage, dass die Brüder aus der Firma ausschieden. Jede Art von Druck wurde angewendet. So auch der Versuch, Richard Weil zu kriminalisieren, indem man ihm ein Devisenvergehen unterstellte. Schließlich wurde die Firma 1938  "arisiert" , das heißt, sie wurde an Byk-Guldenwerke AG für 440 Tausend RM verkauft. Zuvor hatten die Söhne Hans-Joseph und Edgar in der Schweiz und ind in den Niederlanden Firmen gegründet, die mit dem Stammhaus in Franfurt durch verträge verbunden waren und eine Fortführung der Forschung und der unternehmerischen Arbeit der Familie ermöglichen sollten. Das Ehepaar Richard und Paula Weil emigrierte nach Holland. Das schon unter der Arisierung geschrumpfte Vermögen des Ehepaares wurde noch einmal durch diverse Zwangsabgaben, mit denen eine Auswanderung sanktioniert wurde (Reichsfluchtsteuer in Höhe von 25 % des Vermögens) geplündert.  (Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Mosbacher Straße 55).
Nach der Besetzung der Niederlande versuchte das Ehepaar in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1940 mit dem Schiff nach England zu fliehen, was jedoch misslang. Nach dem Tod Richards am 04. August 1941 in Amsterdam überlebte seine Frau in der Illegalität und emigrieerte nach Kriegsende in die USA. Dort versuchte sie, zusammen mit ihrem Sohn Hans in der Nachkriegszueit eine Restitution des verlorenen Vermögens gereichtlich durchzusetzten, was jedoch nur in bescheidenem Umfang gelang. Paula verstarb am 03. April 1970 in Los Angeles.

Am 6. Dezember 1905 heiratete Dr. Richard Weil in München Paula Hochstädter (geb. 28. Januar 1885 in München). In Frankfurt kamen ihre beiden Söhne zur Welt: Dr. Hans Joseph Weil, geboren am 18.Mai 1906, der später als Arzt in Frankfurt und dann in der Fabrik seines Vaters tätig war. Später emigrierte er in die Schweiz und von dort in die USA, wo er in Longbeach, Californien wohnte. Er starb am 17. August 1969 in Los Angeles.
Dr. Edgar Weil wurde am 7. Juli 1908 ebenfalls in Frankfurt geboren. Als Doktor der Chemie war er, wie sein Bruder, in der väterlichen chemisch-pharmazeutischen Fabrik in Frankfurt tätig. Edgar wurde am 17. September 1941 in Mauthausen ermordet.
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Die Informationen verdanken wir Herrn Paul Theobald, Frankenthal

Verwandtschaft

Ehemann von: Weil Paula
Vater von: Weil Hans Joseph
Vater von: Weil Edgar
Sohn von: Weil Juliane Mathilde
Sohn von: Weil Julius
Bruder von: Weil Joseph
Bruder von: Weil Eugen
Bruder von: Weil Albert Otto