Grabstein-Inschriften

Grabsteingedichte – Sprüche auf dem jüdischen Friedhof in Ingenheim
 
Anfänglich waren die Grabinschriften allein auf die hebräische Sprache beschränkt. Hier war nach einem Lob für die Verstorbenen der Name der hier Ruhenden angegeben (der synagogale Name, mit dem der Verstorbene im Gottesdienst zur Lesung aufgerufen wurde). Es folgte der Vatersname und bei Frauen der Name des Ehemannes. Dann war das Todes-/Begräbnisdatum und eine abschließende Segensformel verzeichnet. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kamen auf der Rückseite der Grabsteine der jeweilige Name und die Lebensdaten in deutscher Sprache hinzu. Bald wurde es üblich, neben den rein objektiven Daten subjektiv gefärbte Sprüche auf deutsch für die Grabsteine zu verfassen. Dazu mag es, ähnlich den Musterbüchern für Grabsteine, auch solche für mehr oder weniger fromme Sprüche gegeben haben. H. Hüttenmeister berichtet von einer solchen gedruckten Spruchsammlung, die unter dem Titel: "Wiedersehen! Eine Sammlung von 424 auserlesenen, zum Gebrauche besonders geeigneten Grabinschriften, Prag 1848" veröffentlich wurde. (Hüttenmeister: Der Friedhof als Quelle…). In teils schlichter, teils zu Herzen gehender Weise gedachten die Hinterbliebenen ihres verstorbenen Familienmitgliedes.
 
Hier nun jene Sprüche, die auf Ingenheimer Grabsteinen zu lesen sind (verbunden, falls bekannt, mit dem Namen der Verstorbenen und zum besseren Auffinden der Grablege auf dem Friedhof mit jener Grabnummer versehen, die auf dem Lageplan verzeichnet ist).
 

Gehe ein zum Frieden -
Ruhe auf der Lagerstätte -
Die du in Frömmigkeit gewandelt.
 
Rosalie Roos geb. Auscher und Eduard Roos, gest. 1873 und 1883
Feld 2 Reihe 9 Steine 7 und 8 (020907 und 020908)


 
Deines Geistes Klarheit
Deiner Seele Reinheit
Deines Gemüthes kindliche
Unschuld
Deines Herzens innige Liebe
Sichern Dein Andenken
auf Erden
Deiner Seligkeit
im ewigen Leben.
 
Guiget Cain, weiland Gattin von J. Marks aus Amerika
gest. am 15. August 1868 - 39 Jahre alt
Feld 2 Reihe 16 Stein 11 (21611)

 

Moritz unsere Zierde unser Liebling
O! wie bist du noch als Jüngling
Rasch u. unverhofft v. uns gegangen
Jubellieder und Gebet erklangen
Täglich v. d. Lippen i. lieblichen Erlangen
Zum Vater oben - doch nicht lange
Jetzt trauern Vater, Bruder, Schwester
Auch mancher Freund weihte Thränen dir
Fort gegangen ist er, unser Bester.
Fern von der Heimat ruht er hier
Er ruhe sanft in Frieden.
 
Feld 3 Reihe 5 Stein 15 (30514)
 

Ich wandle vor dem Herrn in den Gefielden des Lebens (Ps. 116,9)
 
Feld 3 Reihe 8 Stein 13 (30813)
 
 
Ruh aus in kühler Gruft
Bis dich dort still geborgen
Der Auferstehungsmorgen
Zu neuer Wonne ruft.
 
Jakob Weil, gest. 1884
Feld 3 Reihe 6 Stein 7 (30607)
Auch noch bei
Judith geb. Weil, gest. 1888
Feld 3 Reihe 9 Stein 2

 

In der Blüte eine Blume welken sehen,
Lässt gramerfüllt das Herz vergehen,
Weheruf erscholl aus jedem Munde
Bei deines frühen Todes Trauerkunde.
 
Babetta Marx, gest. 1904
Feld 3 Reihe 19 Stein 12 (31912)



Stets einfach war dein Leben                     Du schufst ein Denkmal
Du dachtest nie an dich                                Dir in Tat und Wort.
Nur für die Deinen streben                         Im Segen blühts
Hieltst Du für Deine Pflicht                          in vielen Herzen fort.
 
Trennung ist unser Los. Wiedersehen unsere Hoffnung.
 
Julie und Julius Weil, gest. 1905 und 1920
Feld 3 Reihe 20 Stein 10 (32010)

 

"Wer segnend wirkt bis ihm die Kraft gebricht
Und liebend stirbt, ach, den vergißt man nicht."
 
Elias Siegel aus Göcklingen, gest. 1905 und Mathilde geb. Schwarz, gest. 1934
Feld 3 Reihe 20 Stein 8 (32008)

 
O schlafe wohl, die Trennung ist geschehen.
Der Glaube spricht: dass wir uns wiedersehen.
 
Daniel Emsheimer, Heuchelheim, gest. 1907 und Ernestine geb. Abraham, gest. 1917
Feld 4 Reihe 1 Stein 17 (40117)

 

"Edelmut und Herzensgüte zierten ihren Lebensweg"
 
Moses Siegel und Henriette Siegel aus Göcklingen, gest. beide 1919
Feld 4 Reihe 3 Stein 1 (40301)

 

Nach Mühe und Arbeit zum ewigen Frieden
 
Jakob Marx, gest. 1923
Feld 4 Reihe 5 Stein 3 (40503)

 

Nur Arbeit für das Wohl der Deinen war dir höchste Lebensfreude!
 
Jakob Blum, gest. 1924
Feld 4 Reihe 5 Stein 7 (40507)

 

"Allen ward sie gegeben;
Allen ist sie genommen"
 
Cölestine Deutsch geb. Marx, gest. 1928
Feld 4 Reihe 5 Stein 15 (40515)
 


Arbeit für die Seinen war ihm Lebenszweck!
 
Leopold Bieler, gest. 1930
Feld 4 Reihe 6 Stein 7 (40607)

 

Dein edles Vorbild lebt in u. Herzen ewig fort
 
Inschrift bei Heinrich Joseph, gest. 1933
Feld 4 Reihe 6 Stein 14 (40614)