Verzeichnis

 

Weil Eugen

Beruf(e): Kohlenhändler
Geburtsdatum: 16.09.1873
Geburtsort: Ingenheim
Sterbedatum (Todestag): 15.11.1947
Sterbeort: London
Wohnort(e): Ingenheim, London

Eugen Weil wurde am 16. September 1872 in Ingenheim geboren. Die Eltern waren der 1. Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde und auch im Friedhofsvorstand hoch engagierte Kaufmann und Gutsbesitzer Julius Weil (geb. 6. Juli 1843, gest. 12. November 1920) und seine Ehefrau Juliane Mathilde, geb. Wolff.
 
Eugen wuchs zusammen mit seinen Geschwistern Richard (geb. 28. April 1875) und Albert Otto (geb.17. November 1876) in Ingenheim auf. Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern, die eine wissenschaftliche Laufbahn einschlugen (Dr. Richard war Apotheker in Frankenthal, dann in Frankfurt/M. und Dr. Albert Otto wurde Chemiker in Frankfurt/M., später in London) verblieb Eugen im heimischen Ingenheim und führte dort eine Kohlenhandlung.
 
In der israelitischen Gemeinde engagiert befand sich in seiner Wohnung in der Kirchstraße 185 der Geldschrank der israelitischen Kultusgemeinde in Verwahrung, was von hohem Ansehen und Vertrauenswürdigkeit zeugt. (Vier Wochen nach der "Judenaktion" wurde der Safe auf Anordnung des Ortsgruppenleiters "ordnungsgemäß" von einem ortsansässigen Schlosser durch Abnahme der Schlossrosette und Zurückdrückung der Zuhaltung geöffnet. Über den Verbleib des Inhalts gibt es keine Nachrichten.)
 
Eugen war verheiratet mit Johanna Weil (geb. 26. August 1881 in Lambsheim). Ihre Tochter Martha (geb. 6. November 1904 in Ingenheim) besuchte in den Jahren 1915 bis 1919 das Institut der englischen Fräulein (heutige Maria-Ward-Schule).
 
Nach der Reichspogromnacht (Eugen Weil wurde mit den anderen männlichen Juden am Tag danach nach Landau abtransportiert - der Schwiegersohn Walter Marx war nach Inhaftierung im KZ Sachsenhausen 1936/37, Dachau, Stadelheim und wieder Dachau, am 25. September 1938 im KZ Buchenwald interniert) mussten Juliane Weil zusammen mit ihrer Tochter und den beiden Enkeln Ingenheim verlassen. Sie hielten sich bei Verwandten in Frankfurt/M. auf. Nachdem die Ausreise nach England gesichert war, kehrten sie nach Ingenheim zurück, um ihre Sachen zusammen zu packen. Doch sie fanden eine Wohnung vor, in der das Mobiliar teilweise zerschlagen und persönliche Dinge wie Kleidungsstücke, Bettwäsche und anderes mehr geplündert und Wertgegenstände entfernt waren. Die verbliebenen Sachen wurden in einen Lift (Container) verpackt, der nach London geschickt werden sollte, dort aber nicht ankam.
 
Eugen Weil wurde nach der Übersiedlung nach England sechs Wochen interniert. 
Anschließend lebten er und seine Frau Johanna in der Lymington Road 20, West Hampstead, London N.W.6. in einfachen und bescheidenen Verhältnissen von der Unterstützung ihrer Tochter Martha Marx, die mit ihren beiden Kindern in London N.W.11. 474 Finchley eine neue Heimat gefunden hat. (Von ihrem Mann Walter erfahren wir, dass er am 28. März 1950 in München 25, Lindenschmittstraße 45/II gemeldet war mit "Walter Marx - Textil en gros").
 
Eugen Weil starb am 15. November 1947 in London infolge der großen Aufregungen und Entbehrungen, die er erleiden musste.

Verwandtschaft

Ehemann von: Weil Johanna
Vater von: Marx Martha
Sohn von: Weil Juliane Mathilde
Sohn von: Weil Julius
Bruder von: Weil Albert Otto
Bruder von: Weil Joseph
Bruder von: Weil Richard

Haus

Bewohner/in: Kirchstraße 16