Zur Geschichte der Synagoge

Eine erste Synagoge, über die nichts weiteres bekannt ist, stammte vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. In den 1820er-Jahren plante die jüdische Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge. 1827 konnte der Gemeindevorstand von der Witwe des Brigadegenerals Mercier ein Grundstück für einen Neubau erwerben. Zum Bau der neuen Synagoge wurden mehrere Entwürfe diskutiert. 1830 wurde der dritte Entwurf des Münchner Architekten Friedrich Gärtner als Grundlage für den Neubau ausgewählt. Die Planung für den Innenausbau übernahm August von Voit. 1831 konnte mit dem Bau begonnen werden; der Rohbau war im Dezember 1831 fertiggestellt. Weil der Bauplatz sumpfig war, mussten als Fundament 320 Stahlpfähle 4 m tief in die Erde gelassen werden. Am 10. Dezember 1832 erfolgte die Einweihung der Synagoge. Rabbiner Jakob Aaron Ettlinger hielt die Einweihungsrede. Das Gebäude umfasste eine Fläche von 125 m². Der Innenraum war über 10 m hoch und hatte Plätze für 240 Männer und 170 Frauen (auf der Empore). Der Toraschrein hatte einen zweisäuligen altarartigen Aufbau mit Flachgiebel und reicher Ornamentik. Die Ingenheimer Synagoge wurde zum Vorbild für mehrere andere jüdische Gotteshäuser in und außerhalb der Pfalz.

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am frühen Morgen des 10. November angezündet. Die Feuerwehr wurde nicht zum Löschen zugelassen. Das Gebäude brannte im Laufe des Vormittags völlig aus. Im Polizeibericht dieses Tages hieß es: "Die Synagoge dürfte schon vor 5 Uhr angezündet worden sein. In aller Eile entfernte man einen Tankwagen aus der Nähe der Brandstelle, um eine Explosion zu verhüten. Die Feuerwehr wurde nicht zum Löschen zugelassen. Erst gegen 10 Uhr bekam das Feuer in der Synagoge Luft, darauf stürzte sehr schnell der Dachstuhl ein und das Gebäude brannte völlig aus." Beim Brand wurde die gesamte Inneneinrichtung zerstört, darunter vier Predigerpulte, eine Orgel, Kronleuchter, Hängelampen, Wandlampen, Kokosläufer, Garderobeneinrichtungen, die Einrichtungen des Gemeinde- und des Rabbinerzimmers. An rituellen Gegenständen wurden vernichtet: 20 Torarollen, 60 Toramäntel, 15 Sätze Toraschmuck, 100 Torawimpel, zehn Toravorhänge, eine ewige Lampe, vier Chanukkaleuchter, vier silberne Altarleuchter, drei Sätze Becher, zwei Trauhimmel, zwei Megillot, zwei Schofarhörner, 50 Gebetsmäntel, 80 Gebetsbücher, 60 Festtagesgebetsbücher und 60 Exemplare des Pentateuch.

Die Synagogenruine wurde während des Krieges durch Artilleriebeschuss weiter beschädigt und durch Witterungseinflüsse weiter zerstört. Schließlich wurde sie abgebrochen. Das Grundstück wurde 1951 an einen Ingenheimer Bürger verkauft. Eine Gedenktafel wurde am 9. November 1986 in Anwesenheit des damaligen Landesrabbiners von Rheinland-Pfalz Dr. Meier Ydit eingeweiht.

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