Die Zeit nach 1945

Zur Geschichte der Juden in der Pfalz
von Bernhard Kukatzki

Unmittelbar nach Kriegsende 1945 versuchten die Überlebenden unter schwierigsten Bedingungen wieder eine jüdische Kultusgemeinde aufzubauen. Religiöser Mittelpunkt und Verwaltungssitz der rund achtzig Mitglieder war Landau, wo man auch einen kleinen Betsaal einrichtete. Im Jahre 1950 wurde die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz eine K.d.ö.R. und gleichzeitig Rechtsnachfolgerin aller ehemaligen pfälzischen Kultusgemeinden. Im Jahre 1953 wurde ein Betsaal im erhalten gebliebenen Verwaltungsgebäude der früheren jüdischen Gemeinde in Neustadt/Weinstraße eingerichtet. Im Jahre 1960 wurde ebenfalls in Neustadt unter großen Anstrengungen ein jüdisches Altersheim eingerichtet, das aber 1987 wegen zu geringer Belegung geschlossen werden musste. Gleichzeitig musste die darin untergebrachte Synagoge aufgegeben werden. Kaiserslautern war danach mit seinem 1965 eingeweihten Synagogengebäude in der Basteigasse für mehrere Jahre die einzige Synagoge der Pfalz in der Gottesdienst gefeiert wurde. Im Jahre 1960 lebten wieder 600 Juden in der Pfalz, Rückwanderer und Zuwanderer aus Osteuropa. Die überalterte Gemeinde war seitdem kontinuierlich kleiner geworden, 1992 gehörten ihr gerade 72 Mitglieder an, weniger Mitglieder als die Anzahl der von ihr betreuten rund achtzig Friedhöfe. Die Auflösung der Kultusgemeinde schien absehbar. Durch die Zuwanderung aus den ehemaligen GUS-Staaten gab es in den letzten zwanzig Jahren einen Zuwachs auch an jüngeren Gemeindemitgliedern. Mittlerweile zählt die Kultusgemeinde der Rheinpfalz wieder 651 Mitglieder und bietet in ihren Gemeindezentren in Kaiserslautern, Ludwigshafen und Speyer ein vielfältiges religiöses, soziales und kulturelles Angebot an. Das alte pfälzische Judentum ist Vergangenheit, es existiert nur noch in seinen steinernen Zeugnissen und Überlieferungen, in den Archiven und Museen, im Gedächtnis der noch lebenden jüdischen Pfälzer in aller Welt und in der Familienüberlieferung von deren Nachkommen. Doch in Kaiserslautern, Ludwigshafen und Speyer entsteht in einer lebendigen Gegenwart ein neues pfälzisches Judentum.