Verzeichnis

 

Fried Eugen

Beruf(e): Zahnarzt, Mundartdichter
Geburtsdatum: 25.07.1880
Geburtsort: Ingenheim
Sterbedatum (Todestag): 03.11.1974
Sterbeort: Straßburg / Elsass

Eugen Fried, geboren am 25. Juli 1880 in Ingenheim, Sohn des Weinhändlers Salomon Fried und seiner Ehefrau Regina Roos, erlebte seine Kindheit in Ingenheim zusammen mit seinen sechs Brüdern, seiner Schwester und der Stiefschwester Ida (aus 1. Ehe mit Sara Feit, die aber bereits 1866 verstorben war). 

Nach dem Besuch der Lateinschule in Bad Bergzabern, und von 1892 bis 1897 dem Humanistischen Gymnasium Landau, studierte er Zahnheilkunde in Berlin, Straßburg und Würzburg. Von Hamburg kommend eröffnete er am 01. Januar 1905 seine Praxis in Landau. Ab Oktober 1913 praktizierte er in der Kirchstraße 43. 

Seine Militärzeit leistete er in den Jahren 1902 und 1903 beim 2. Infanterie-Regiment ab und wurde zum Gefreiten befördert. Im August 1914 ins bayerische Reserve Lazarett Landau eingezogen, wechselte er am 28. Januar 1915 ins Kriegslazarett Falkenhausen, nachdem er zum Kriegszahnarzt ernannt worden war. Er tat nicht nur in verschiedenen Lazaretten und Sanitätseinheiten seinen Dienst, sondern erlebte 1915 den Stellungskrieg in den Vogesen hautnah mit. Mit mehreren Orden ausgezeichnet wurde er am 25. November 1818 entlassen. 

Nach den Erfahrungen des Weltkrieges wurde er 1919 Mitglied im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, deren Ziel es war, den Antisemitismus in Deutschland abzuwehren, hatten doch von den 85.000 für Deutschland kämpfende Juden 12.000 ihr Leben für das Land gelassen. 

Im gleichen Jahr heiratete er am 14. Juli 1919 in Landau Elisabeth (Liesel) Roos, die am 26.  April 1894 in Landau geboren wurde. Ihre Ehe sollte kinderlos bleiben. Lieselotte starb am 17.  Februar 1933 in Landau. Nach ihrem Tod übersiedelte Eugen am 15. April 1933 zu den Schwiegereltern in die Ravelinstraße 2. Hier hatte bereits die Witwe seines Bruders Maximilian (geb. 25. Mai 1870, gest. 14. Januar 1907) Hedwig zusammen mit ihrem Sohn Ernst Zuflucht gefunden (3). 

Schon vor den schlimmen Ereignissen des 9./10. November 1938 wurde Eugen einmal nach einer anonymen Denunziation mitten aus der Arbeit heraus von einem SA-Mann und einem Schutzmann verhaftet, durch die Stadt geführt und dem Kreisleiter vorgestellt. In der Reichspogromnacht wurde die Wohnungseinrichtung massiv demoliert. Eugen wurde am Morgen des 10. November verhaftet und an der brennenden Synagoge vorbeifahrend ins Gefängnis verbracht. Tags drauf kam er in den jüdischen Betsaal zu anderen Verhafteten. Hier mussten er und sein Mitgefangener Dr. Paul Jeremias miterleben, wie in einem Zimmer nebenan der jüdische Weinhändler Wolf aus Böchingen so lange gequält wurde, bis dieser an Herzversagen starb (1). Nach seiner Freilassung zog er am 20. November 1938 nach Baden-Baden in die Kaiser-Wilhelm-Straße 1, wo er mit seinen Brüdern Emil Gustav und dessen Frau Anna und Siegmund mit seinem Sohn Hans zusammentraf (3). 

Von hier aus wurde er am 22. Oktober 1940 nach Gurs verbracht, wo er zuerst in Ilôt G, Baracke 14, später dann in Ilôt F, Baracke 12 untergebracht war. Im Mai 1940 beantragte er die Entlassung aus dem Lager, um sich zur Behandlung nach Barboton, Gemeinde Cazaubon zu begeben. Am 22. Juni 1942 bat Eugen in Gurs um Entlassung, um zu seiner Schwägerin Martha Fried nach Perigueux in der Dordogne zu gelangen. Dem Antrag wurde am 03. Juli 1942 stattgegeben und so konnte er das Lager zwei Tage später verlassen. Bis zum 08. August 1942 durfte er sich in Le Bugue (Dordogne) aufhalten. Dort überstand er die Razzien der Gestapo und der französischen Gendamerie. Nach Kriegsende zog er nach Thiviers in der Dordogne, dann nach Bischwiller im Elsass. Schließlich übersiedelte er nach Strasbourg, wo er bis zu seinem Tod am 03. November 1974 seine letzten Lebensjahre verbrachte und für den Rundfunk und Zeitungen arbeitete (2). 

Eugen Fried war ein begnadeter Mundartdichter, der es meisterlich verstand, die Ingenheimer Sprache besonders in seinem von großem Erfolg gekrönten Gedichtbändchen "Die Elwetrittchejagd. Gedichte in Pfälzer Mundart" (Landau 1922, Nachdruck 1983) zum Zuge kommen zu lassen. Dazu hatte bei der Erstausgabe der "entartete" Künstler Max Slevogt auf eine der Innenseiten das Epos mit der Darstellung dreier Elwetrittche bereichert. Zur Freude seiner geschichtsbewussten pfälzischen Leser lässt Eugen Fried dort den "Preiß", den es als "Volondär" in die Pfalz verschlagen hat und der mit "wieschte Protze" und arroganter Besserwisserei den ungehobelten Pfälzern zeigen will, wo es lang zu gehen hat, in die Falle tappen. Der "Preiß" blamiert sich gründlich und wird zum Gespött. (3)

Außerdem hat er (unveröffentlicht) "Gurs in Gedichten" verfasst. Diese Gedichte schildern eindringlich, wie tief sich der schlimme Aufenthalt in Gurs in seine Seele eingebrannt hat. Er schreibt dort: "Sie haben aus dem Herzen mir gerissen die Liebe, die mich an Dich (seine Heimat) band. Nie wieder will ich von Dir wissen mein Vater-Mutter-Heimatland." Folgerichtig hat Eugen Fried bis zu seinem Tod seine Heimat Ingenheim und Landau nicht mehr betreten (3). 

Die Informationen wurden zusammengetragen aus:

(1) Roland Paul. Die nach Gurs deportierten pfälzischen Juden. Eine Dokumentation

(2) Günther Volz. Jüdisches Leben in der Stadt Bergzabern vom 14. bis ins 20. Jahrhundert
Herausgeber: Bezirksgruppe Bad Bergzabern 2013

(3) Marie-Luise Kreuter. Bausteine der Erinnerung. Rheinpfalz vom 22. Oktober 2015, Nr. 245:
"In Gurs die Heimatliebe verloren"

Verwandtschaft

Ehemann von: Fried Elisabeth
Vater von: Fried Salomon
Sohn von: Fried Regina
Bruder von: Fried Ida
Bruder von: Fried Hugo Georg
Bruder von: Stern Julia
Bruder von: Fried Emil Gustav
Bruder von: Fried Theodor
Bruder von: Fried Hermann Leopold
Bruder von: Fried Siegmund
Bruder von: Fried Maximilian
Stiefbruder von: Roos Ida
Enkel von: Roos Salomon