Verzeichnis

 

Bärmann Simon

Beruf(e): Lehrer
Geburtsdatum: 20.09.1833
Geburtsort: Kindenheim
Sterbedatum (Todestag): 28.05.1908
Sterbeort: Bad Dürkheim
Wohnort(e): Kindenheim, Göllheim, Mutterstadt, Ingenheim, Bad Dürkheim

Simon Bärmann und das Bärmannsches Knabeninstitut Ingenheim
 
Simon Bärmann, isrealitischer Lehrer, geb. am 20.(21.) September 1833 in Kindenheim, Sohn von Adam Bärmann und Carolina (geb. Strauß), richtete zusammen mit dem Ortspfarrer Adolf Brion eine private Handelsschule in Ingenheim ein, einem Dorf, in dem ein Drittel der Einwohner Juden waren. Diese aufgeschlossene Zusammenarbeit christlicher und jüdischer Pädagogen, die hier am 2. Januar 1866 begann, war zu ihrer Zeit eine echte Besonderheit.
 
Simon Bärmann war seit 1853 Schulverweser und seit dem 7. Juli 1857 bis 1860 Lehrer in Göllheim, wo er auch seine Frau Amalia Hermangilda Löb am 9. März 1859 ehelichte. Die Eheleute hatten sieben Kinder, von den vier (Klara, geb.1866, Totgeburt 1868, Heinrich, geb. 1870 und Julia, geb. 1873) im Ingenheim zur Welt kamen.
Seine 1. und 2. Lehrerprüfung absolvierte er im ev. Lehrerseminar in Kaiserslautern. Von 1860 bis 1864 war er Lehrer in Mutterstadt. Ab 1864 lehrte er in der israelitischen Schule zu Ingenheim.
 
Die Lehrpläne der damaligen bayerischen höheren Schulen waren zu stark auf die alten Sprachen ausgerichtet. "Die technische und ökonomische Entwicklung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verlangte eine stärkere Differenzierung in den höheren Schulen" (2). Auch sollte "den Bedürfnissen der Handel und Gewerbe betreibenden Bevölkerung mehr Rechnung getragen werden"(2). So kam es zum Aufbau von Handelsschulen, die diesen Anforderungen gerecht werden konnten.
 
In der Handelsschule des Bärmannschen Knabeninstituts wurde den Knaben im Alter von 12 bis 15 Jahren kaufmännische Kenntnisse vermittelt. Unterrichtet wurden "deutsche, englische und französische Sprache, Geschichte, Geographie, Naturlehre, Rechnen, Kalligraphie, Zeichnen, spezielle Handelswissenschaft und Religionsunterricht, der durch Pfarrer der christlichen Konfessionen und den Lehrer der israelitischen Schule Ingenheim erteilt wurde" (2). Für alle diese Fächer standen die entsprechenden Lehrkräfte zur Verfügung. Die Aufsicht oblag der protestantischen Distriktschulinspektion Bergzabern. Der Bezirksrabbiner zu Landau hatte das Recht den Religionsunterricht der israelitischen Schüler zu überwachen.
Aus einem allgemeinen Bericht aus dem Jahr 1867 geht hervor, dass "nicht bloß für das kaufmännische Fach, sondern auf Verlangen auch in den klassischen Sprachen zur Vorbereitung auf eine höhere gelehrte Anstalt Unterricht erteilt (wird). Auch in der englischen Sprache wird vortreffliches geleistet." …"überraschend war die Gewandtheit der Zöglinge im Rechnen, das von Herrn Bärmann unterrichtet wird." (1)
 
"Die Anstalt besuchten 83 Schüler: 64 waren Bewohner der Heime" (Herr Bärmann hatte neben der Anstalt ein Haus zur Aufnahme der israelitischen Schüler bauen lassen - heute Hauptstraße 2 - später "Sendersche Pensionat" - daneben existierte das "Trautmannsche Pensionat" für die christlichen Heimschüler) "die übrigen kamen aus Ingenheim und Orten der Umgebung, 49 waren protestantischer, 19 katholischer und 15 israelitischer Konfession" (2).
 
Es bedeutete einen großen Nachteil für diese Handelsschule, dass sie - trotz der sehr guten Ausbildung - keine staatlich anerkannten Abschlusszeugnisse ausstellen konnte.
 
Im Jahr 1874 teilte der Vorstand des Knabeninstitutes in einer Bekanntmachung allgemein mit, dass der Associé (Teilhaber, Partner) Simon Bärmann auf Wunsch der Lehrerschaft das Institut verlassen hätte und in die Anstalt von Abraham Weil in Dürkheim eingetreten wäre. Es werden persönliche Differenzen ("pädagogischer Antagonismus" (2)) gewesen sein, die zu diesem Schritt geführt hatten. Bereits 1899 erhielt die Weilsche Schule in Bad Dürkheim den Namen: "Bärmannsche Realschule".
 
Jetzt ging es mit der Schule rasch abwärts: die Schülerzahlen sanken in die folgenden Jahren drastisch. Mangelnde Befähigung zum höheren Lehramt und Vernachlässigung der Dienstpflichten einiger Lehrer führte schließlich dazu, dass 1877 das Ingenheimer Institut aufgelöst wurde und die Lehrkräfte nun in eine Frankenthaler Schule ihren Dienst versahen. 
Die endgültige Schließung erfuhr das Institut am 15. März 1880, nachdem Pfarrer Brion erkrankte und eine außerordentliche Visitation des Seminardirektors die mangelnde Eignung der verbliebenen Lehrerschaft bestätigte.
 
Dennoch: "Über 15 Jahre hatten in dem Institut viele eine Ausbildung erhalten, die ihren Einstieg in die Berufe des Handels und der Industrie erleichterte." (2) Man konnte hier "einen Beweis liefern, von der gleichsam schon in Fleisch und Blut unserer Pfälzer übergegangenen innigen Verbindung der christlichen und jüdischen Bevölkerung unserer Pfalz" (1).
 
Lit:     
(1) Über das "Knabeninstitut Ingenheim", Allgemeiner Bericht (1867), Artikel in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 15. November 1867
(2) Sonderdruck Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde, Jahresband 1995 - 62. Jahrgang: Das Knaben-Institut zu Ingenheim, von Günther Volz
(3) Dr. Esser, Kandel: Aufstellung der Lehrer …..??? 

Verwandtschaft

Ehemann von: Bärmann Amalie
Vater von: Wohl Julia
Vater von: Bärmann Heinrich

Haus

Bewohner/in: Hauptstraße 2
Bewohner/in: Hauptstraße 4