Adresse von 1842: Bergzaberner Straße 220
Adresse von 1932: Hauptstraße 20
Das Grundstück Plannummer 169 ½ , auf dem im Jahr 1841 die israelitische Konfessionsschule erbaut wurde, ist laut Notar Keller vom 27. September 1827 von Nikolaus Clemens, seiner Ehefrau und Consorten um 640 fl(orin) ersteigert worden.
Das Schulhaus, ganz im maurischen Stil der Synagoge mit entsprechenden Hufeisenfenstern ausgestattet, stand unmittelbar neben der Synagoge. Daher war auf der Ostseite im Kellergeschoss eine Mikwe, ein religiöses Bad angegliedert.
Im Haus war auch das Bezirksrabbinat Ingenheim untergebracht bis nach dessen Auflösung die Gemeinde Ingenheim zum Bezirksrabbinat Landau gehörte. (laut "alemannia-judaica - Die Synagoge in Ingenheim")
Der erste Lehrer an der neuen Schule hieß Joseph Dreyfuß, geb. am 26. Dezember 1804 in Landau und war der Sohn des Landauer Rabbiners Abraham Dreyfuß und seiner Ehefrau Sara Goldschmitt. Im Schuljahr 1859/60 wurde Joseph Dreyfuß pensioniert und verstarb kurz darauf in Ingenheim am 15. Februar 1860.
Mit einer Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Januar 1860 wird um einen Nachfolger im Amt geworben mit folgendem Wortlaut:
"Durch die Pensionierung des Lehrers Dreyfuß ist die hiesige Knabenschule in Erledigung gekommen, und soll zu deren Wiederbesetzung geschritten werden. Die Einkünfte dieser Stelle bestehen: 1) in bar 300 Gulden. 2) Wohnungsentschädigung 50 Gulden. 3) 225 Dezimalen Ackerland, einen Ertrag abwerfend von 80 Gulden. Zusammen: 430 Gulden. Ferner werden für Beheizung des Lehrsaales 30 Zentner Steinkohle und 10 Gulden Renumerationsgeld gegeben. Dem bisherigen Lehrer wurden aus der Kultuskasse die Jahresbeträge zur Lehrerpensions- und Witwenkasse bezahlt, welche Begünstigung auch dem künftigen Lehrer in Aussicht steht, sobald er durch ein vorzügliches Prüfungsresultat seine pädagogische Tüchtigkeit an den Tag gelegt haben wird.
Es ist selbstverständlich, dass der umsichtige und tätige Lehrer in der hiesigen Gemeinde, der größten der Pfalz, auf ein Nebeneinkommen, teilweise durch Privatunterricht, von mindestens 150 Gulden rechnen kann.
Praktische, im jüdischen Wissen erfahrene, und entweder in einem bayerischen Lehrerseminar gebildete oder von einer kompetenten bayerischen Prüfungskommission zu Lehrern qualifizierte Schulmänner werden anmit eingeladen, ihre Gesuche mit den vorschriftsmäßigen Zeugnissen belegt, längstens bis zum 1. Februar dieses Jahres an den unterfertigten Kultusbeamten gelangen lassen.
Bemerkt wird, dass der anzustellende Lehrer musikalische Kenntnisse besitzen muss, da er bei Übernahme der Stelle auch gleichzeitig die Verpflichtung übernimmt, den hier bestehenden Synagogenchore mitzuwirken. Ingenheim, 1. Januar 1860. Der Präses des Synagogenvorstandes, Bernhard Roos."
Der Nachfolger im Amt war 1860 Hermann Rothschild, der am 8. April 1810 in Lichtenfels / Oberfranken geboren wurde. Als Schulverweser agierte von 1843 bis 1862 Isaak Stern, geb. am 27. Januar 1822 in Niederhochstadt. Davor weilte von 1841 bis 1843 der Schulgehilfe Simon Louis aus Nachau / Unterfranken an der jüdischen Schule Ingenheim.
Im Kantorenhaus residierte der jeweilige Kantor und Schochet (Schächter). Das war von 1836 bis 1881 der Kantor Jakob Stern, der um 1800 in Niederhorbach geboren sein Amt 45 Jahre ausübte bis er am 8. November 1881 verstarb. Sein Nachfolger Kantor Jaffe erkrankte 1883 so schwer, dass die Stelle neu ausgeschrieben werden musst.
Eine entsprechende Anzeige in der "Allgemeinden Zeitung des Judentums" vom 5. Juni 1883 schildert: "Erledigung der Kantor- und Schächterstelle zu Ingenheim, Pfalz. Durch die Erkrankung des Kantors Jaffe wurde obbezeichnete Stelle erledigt und soll sofort wieder besetzt werden. Mit derselben sind folgende Gehaltsbezüge verbunden:
1. bar aus der Kultuskasse Mark 700. 2. Anschlag der Schächtergebühren ca. Mark 800. 3. Anschlag der Kasualien ca. Mark 300.
Bemerkt wird, dass die hiesige Kultusgemeinde 110 Familien zählt. Gut qualifizierte, musikalisch gebildete Bewerber mit angenehmer Stimme wollen ihre Gesuche, mit Zeugnissen belegt, nebst kurzer Beschreibung ihres bisherigen Lebensganges, längstens bis 20. Juni bei unterfertigter Stelle einreichen. Ingenheim, 28. Mai 1883. Der Kultusvorstand: Bernhard Roos."
Die Stelle bekam der Kantor Raphael Mandel, der bis ins hohe Alter hinein diese Stelle versah.
Das Kantorenhaus wurde 1951 an die Firma Autohaus Johannes verkauft und - da durch Kriegswirren stark beschädigt - abgerissen und an der Stelle ein Neubau errichtet.