Verzeichnis

 

Joseph Jakob

Beruf(e): Kaufmann, Kraftfahrer, Buchprüfer, Sachbearbeiter
Geburtsdatum: 25.04.1911
Geburtsort: Ingenheim
Sterbedatum (Todestag): 28.02.1975
Sterbeort: Karlsruhe
Wohnort(e): Ingenheim, Untergrombach, Haifa, Mendoza/ Argentinien, Karlsruhe

Jakob wurde am 25. April 1911 in Ingenheim als einziger Sohn seiner Eltern Benjamin Joseph (geb. 05. Juni 1871 in Ingenheim - gest. 15. Oktober 1953 in Buenos Aires) und Karoline geb. Meerapfel (geb. 08. November 1881 in Untergrombach – gest. 13. April 1971 in Buenos Aires) geboren.

Der Vater betrieb einen Lederhandel in Untergrombach / Baden. Hierhin war die Familie im Jahr 1923 gezogen, denn in Untergrombach führten die Angehörigen von Karoline eine große umfassende Tabakhandlung (auch heute noch ist in Bruchsal das Einzelhandelsgeschäft: „Meerapfel & Sohn, Tabakwaren“ existent).

Jakob hat zunächst vier Klassen Volksschule in Ingenheim besucht. Daran wechselte er für zwei Jahre auf das Gymnasium in Landau, um nach weiteren vier Jahren auf dem Gymnasium in Bruchsal die Schulzeit nach der Untersekunda zu beenden. Eine zweieinhalb jährige Lehre absolvierte er bei der Südd. Diskontogesellschaft in Bruchsal. Anschließend war er für dreizehn Monate als Volontär in der Lederhandlung Willisch in Dresden beschäftigt. So gut vorbereitet und geschult konnte Jakob 1930 als Angestellter im Geschäft seines Vaters tätig werden mit der besten Aussicht einmal den Betrieb zu übernehmen.

Seit 1932 sympathisierte Jakob mit der Kommunistischen Partei mit kleinen Gefälligkeiten und mit Geldspenden zB. zur Unterstützung politischer Gefangener. Doch KP-Mitglied wurde er nicht, dennoch pflegte er Beziehungen zu Kreisen der illegalen KP. Auch nahm er am 17. Oktober 1933 in Karlsruhe an einer Besprechung von Funktionären der KP teil. Später unterhielt er keine Verbindung mehr mit den Untergrombacher Kommunisten.

Dennoch wurde Jakob Joseph am 10. Januar 1934 im Bezirksgefängnis Karlsruhe in Schutzhaft genommen. Vom 02. Februar an bis zum 02. Juni 1934 saß er in Untersuchungshaft, da gegen ihn ein Verfahren wegen Verbrechen nach § 2 des Gesetzes vom 14. Juli 1933 eingeleitet worden war. Nach Einstellung des Verfahrens wurde er erneut im Konzentrationslager Kislau in Schutzhaft genommen. Dann erging am 23. April 1934 ein Haftbefehl, der ihn bis 13. Dezember 1934 wiederum in Karlsruhe in Untersuchungshaft brachte. Ihm wurde zur Last gelegt, Verbindung zur KPD unterhalten zu haben, deren Ziel es schließlich sei, „Sturz der Reichsregierung, die Proklamation des Diktates des Proletariats und die Errichtung einer Arbeiter- und Bauernregierung nach russischem Muster“. Als Beweis hielt man ihm die häufigen Kontakte mit einem kommunistischen Funktionär vor. Daher erfülle seine Handlungsweise den Tatbestand „einer Vorbereitung zum Hochverrat“. So musste Jakob Joseph bis zum 30. August 1935 diese Straftat im KL Kislau abbüßen. Nach Abgabe einer Loyalitätserklärung wurde er dann aus der Schutzhaft entlassen.

Am 07. September 1935 folgte dann seine Auswanderung nach Palästina. Hier war er als Busfahrer und als Anteilseigner bei einer Genossenschaft für Autobusfahrer tätig, da er sich hier eingekauft hatte. Zwischenzeitlich wurde Jakob Joseph laut Liste 224 des Preußischen Staatsanzeigers vom 26. September 1938 aus dem deutschen Reich ausgebürgert. In diesem Jahr heiratete er in Palästina Mina Strulovice, geschiedene Levit. Gemeinsam hatten sie eine Tochter Hanna, die am 18. Januar 1943 in Israel geboren wurde.

Doch mit der Gründung des zionistischen Staates Israel 1948 kam er politisch mit der Staatsführung nicht zurecht. Nach achtzehn Jahren verließ er 1953 zusammen mit seiner Frau und der 10- jährigen Tochter Israel und wanderte nach Argentinien aus. Dorthin waren im Jahr 1939 die Eltern von Jakob bereits emigriert. Da die Eltern fast mittellos waren, musste Jakob und seine Schwester Luise Mathilde (geb. 18. Mai 1909 in Ingenheim) zu ihrem Unterhalt beisteuern bis zum Todes des Vaters 1953.

Zu dieser Zeit gab es in Argentinien schwere politische Unruhen, die es Jakob nicht ermöglichten, eine geregelte Beschäftigung zu finden. Die extrem schlechte finanzielle Lage war wohl mit ein Auslöser der Scheidung der Ehe, die 1955 in Argentinien gesetzlich separiert wurde.

Jakob entschloss sich am 12. Juni 1957 in seine alte Heimat Deutschland zurückzukehren. Er wohnte in Karlsruhe in der Moltkestr. 61 in der Pension Berli. Aber mit 47 Jahren war es extrem schwierig hier eine Arbeit zu finden. Auch nach Erhalt der deutschen Fahrerlaubnis für Autobusse gelang es ihm nicht, eine Anstellung als Busfahrer zu bekommen.

Mit einem ebenfalls aus Palästina zurückgekehrten Vetter eröffneten die beiden die „Jakob Joseph Spezial-Reinigung Karlsruhe, Reinigung von Polstermöbeln, Teppiche, Kunststoffe aller Art und Fußböden“ in der Durlacher Allee 10 in Karlsruhe, wobei Jakob den Außendienst versehen sollte. Doch trotz größter Anstrengungen kam das Geschäft nicht so recht in die Gänge. Sein Vetter stieg aus der Reinigung aus. Noch eine kleine Zeit konnte Jakob sich über Wasser halten, doch dann gab er das Geschäft im April 1959 auf.

Nun bewarb er sich bei der US-Armee und fand eine Schreibstelle in der Fahrzeugzentrale der Karlsruhe US-Garnison. Seine neue Wohnung bezog er in der Scheffelchaussee 2. Zug um Zug konnte er sich vom Büroangestellten über den Betriebsprüfer zum Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit (Public Affairs Officer) des US-Depots in Germersheim hocharbeiten.

Doch die erlittenen Verfolgungen und schweren Zeiten seines Lebens hatten ihre tiefen Spuren bei ihm hinterlassen und seine Gesundheit so stark belastet, dass er am 15. Juni 1968 einen Antrag auf Berufsunfähigkeit stellte und seine Arbeit aufgeben musste. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in der Murgstr. 15. Am 28. Februar 1975 ist Jakob Joseph dann in Karlsruhe verstorben und dort begraben worden.

 

Quellen: Generallandesarchiv Karlsruhe Nr. 480 – 20486

Verwandtschaft

Sohn von: Joseph Caroline
Sohn von: Joseph Benjamin
Bruder von: Lehmann Luise Mathilde