Verzeichnis

 

Ebbecke-Blum Anni Elisabeth

Mädchenname: Blum
Beruf(e): Erzieherin, Sängerin
Geburtsdatum: 03.12.1903
Geburtsort: Bergzabern
Sterbedatum (Todestag): 01.31.1989
Sterbeort: Bergzabern
Begräbnisort: Bergzabern Friedhof
Wohnort(e): Bergzabern, Brüssel-Watermael, Schweiz, Birmingham, Bergzabern

Anni Ebbecke-Blum wurde am 8. Dezember 1903 als Tochter des Weinhändlers Max Blum (1869-1938), und seiner Frau Ida Fey (1875-1938) in der Schlossgasse in Bad Bergzabern geboren.
 
Sie durchlebte eine glückliche Kindheit und schöne Schulzeit.
Später besuchte sie die höhere Töchterschule.
 
Mit 18 Jahren zog sie nach München, wo sie eine Ausbildung als Erzieherin machte.
 
Im Jahre 1931 begann sie eine Ausbildung als Sängerin in Karlsruhe, wo sie den Pianisten und Dirigenten Hans Ebbecke, der dort als Korrepetitor arbeitete, kennen- und lieben lernte.
Hans Ebbecke katholisch, wurde am 1. Juni 1911 in Karlsruhe geboren. Seine Eltern waren Albert Ebbecke und Paula Bernhard.
 
Anni Ebbecke-Blum lebte bis November 1935 in Bergzabern, Im Jahre 1936 wanderten beide nach Belgien aus, weil sie wussten, dass sie als Jüdin und Hans als Christ keine gemeinsame Zukunft in Deutschland haben würden. Sie wohnten in Brüssel-Watermael.
 
Den Pogrom in Bad Bergzabern am 9. November 1938 haben die beiden nicht miterleben müssen; doch litt Anni Blum darunter, dass ihre Eltern danach aus Verzweiflung den Freitod gewählt hatten.
 
1940 heirateten die beiden in Watermael, im Süden von Brüssel gelegen. In Deutschland war ihre Ehe ungültig und mit Zuchthaus unter Strafe gestellt wegen des Arierparagraphen, der die Reinheit der deutschen Rasse sichern sollte. Somit galt ihre Verbindung als Rassenschande.
 
Hitler fällt im neutralen Belgien ein. Die Emigranten fliehen nach Frankreich. Als „feindliche Ausländer“ wird Hans Ebbecke wurde am 10 5 1940 in Brüssel interniert, transferiert nach Frankreich. Auf der Suche nach ihrem Mann in Frankreich wurde Anni Ebbecke in Südfrankreich interniert und kam im Mai 1940 nach Gurs. Sie arbeitete dort als Krankenschwester in die Infirmerie (Krankenpflegestation) unter der Ärztin Dr Johanna Geismar.
 
Am 28 10 1940 kam Hans Ebbecke von St Cyprien nach Gurs (Ilot J, Baracke 15) Dort fand das Paar wieder zusammen, da Anni als Krankenschwester Zutritt zu den Männerbaracken hatte.
 
Hans gründete in Gurs einen Männerchor und organisierte Konzerte in der sogenannten „Kulturbaracke“. Auch komponierte er hier für den Chor.
 
Am 30 12 1940 stellte Anni Ebbecke den Antrag, mit ihrem Mann für fünf Tage nach Oloron gehen zu dürfen, was ihnen gestattet wurde Beide waren vom 5. bis 10. Januar 1941 in Oloron. Am 24 3 1942 bat Anni Ebbecke um Transferierung nach Pont-de-Bald.
Anni und Hans Ebbecke überlebten nach einer abenteuerlichen Flucht in Frankreich und erhalten 1944 Asyl in die Schweiz. Hier findet Hans Anstellung als Korrepetitor am Theater in Basel. Doch bereits 1946 stirbt Hans im Alter von nur 33 Jahren.
 
Nach seinem Tod arbeitet Anni Ebbecke-Blum nun zuerst als Erzieherin in einem Waisenhaus in Brüssel, dann wechselt sie in eine Schule für Behinderte in London. In Birmingham findet sie Arbeit in einem feudalen Familienhotel.
 
1961 lässt Anni in ihrer Heimatstadt Bergzabern in der Lessingstraße ein Wohnhaus errichten und kehrt dann 1965 wieder ganz in ihre Geburtsstadt zurück, was sicher nicht leicht für sie war.
 
1986 besuchte sie noch einmal Gurs
 
Sie nahm bis ins hohe Alter am kulturellen Leben der Stadt regen Anteil.
 
Im Alter von 85 Jahren starb sie am 31. Januar 1989 als letzte jüdische Bürgerin Bad Bergzaberns. An ihrem Grab sprachen ein Christ und ein Jude ein Gebet.


Entnommen: Roland Paul, Pfälzer Juden und ihre Deportation nach Gurs.
Weitere Literatur: 
Anni Ebbecke-Blum, Erinnerung an Gurs, in Juden in Bergzabern, Mitteilungsblatt 7/1988, Historischer Verein der Pfalz e.V.
Günther Voltz: Überlebenswege - im Heimatjahrbuch 2005 des Landkreises Südliche Weinstraße

Verwandtschaft

Tochter von: Blum Ida
Tochter von: Blum Maximilian