Geburtsdatum: 31.07.1859
Geburtsort: Leimersheim
Sterbedatum (Todestag): 08.01.1941
Sterbeort: Gurs / Pyrenäen
Wohnort(e):
Neustadt an der Weinstraße, Karlsruhe
Emil Behr war der Sohn der Eheleute Josef Behr und Carolina geb. Herz. Er heiratete am 25. April 1888 in Neustadt / W. Emilie Marx aus Ingnhrim geheiratet in Ingenheim. Das Paar wohnte in der Hauptstr. 52.
Emil war im Handel tätig.
Er war 33 Jahre lang Vorsitzender des Synagogenrates.
Am 10. Mai 1914 übernahm er die ehrenasmtliche Leitung des neu errichteten israelitischen Altersheimes (auch Elternhaus genannt), das er zusammen mit der Oberin Frau Karola Adler 25 Jahre lang mit großer Hingabe leitete.
Als er 1933 die Leitung abgab, geschah es wohl nicht nur aus Altersgründen, sondern hauptsächlich, weil die Gestapo ihn dzu gezwungen hatte. Denn das Altersheim war Emil Behrs Herzensangelegenheit!
1938zog dss Psar von Neustadt a.d.W. nach Karlsruhe, Beiertheimer Allee 26, um den verfolgungen zu entgehen.. Doch am 22. Oktober 1940 wurde beide im Zuge der Bürckel-Wagner-Aktion nach Gurs deportiert, wo beide gestorben sind..
Folgende Zeitungsartikel zeugen von Emil Behrs Engagement:
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1929:
"Neustadt a.d.Hdt. (Rheinpfalz). Eine Gemeinde, die verdiente Männer in ihrer Mitte zu ehren weiß, schmückt damit auch sich selbst. Das darf mit Recht von der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde gerühmt werden, die vergangene Woche den 70. Geburtstag ihres langjährigen Synagogenvorstandes Emil Behr beging. Den Reigen der einzelnen Festlichkeiten eröffnete das pfälzische jüdische Altersheim mit einer familiären Feier. Der Vorsitzende dieser philanthropischen Anstalt, Herr Justizrat Dr. Rheinheimer in Kaiserslautern, feierte den Jubilar als den Vater und treuen Sachwalter des Altersheims, das heute eine Zierde des gesamten pfälzischen Judentums bilde, und fand ebenso schlichte als herzliche Worte des Dankes und der Wertschätzung. Herr Kommerzienrat A. Joseph (Landau) überbrachte die Glückwünsche des Israelitischen pfälzischen und bayerischen Gemeindeverbandes. Im Sabbatgottesdienst (4. August) würdigte Herr Bezirksrabbiner Dr. Baron (Kaiserslautern) in seiner eindrucksvollen Festpredigt das gesegnete humanitäre Wirken des Jubilars Behr und erflehte für ihn den wohlverdienten behaglichen Lebensabend. Den Schluss der einzelnen Feiern bildete ein Bankett im Saalbau, das von unsern sämtlichen Gemeindemitgliedern und auswärtigen Vertretern äußerst zahlreich besucht war. In einer Reihe trefflicher Reden – Stadtrat und Synagogenvorstand Strauß (Bad Dürkheim) sprach für den Rabbinatsbezirk Dürkheim-Frankenthal und den Bayerischen Gemeindeverband, Bezirksrabbiner Dr. Baron für die Bene-Beris-Loge in Kaiserslautern, Rechtsanwalt Dr. Kehr (Kaiserslautern) für den Central-Verein – wurden dem Jubilar Sympathiebezeugungen und Ehrungen dargebracht. Ad meo schonoh! 'bis zum 100. Jahr').
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1937:
"Emil Behr. Neustadt a.d. Haardt. Das langjährige Tagungsmitglied des Verbands der Kultusgemeinden in Bayern sowie Mitglied des Vorstands des Verbands der israelitischen Gemeinden der Pfalz, Emil Behr, hat sein Amt als Vorsitzender des Synagogenrats Neustadt a.d. Haardt niedergelegt. Aus diesem Anlass richtete der neue Vorstand des Synagogenrats Neustadt a.d. Haardt während des Gottesdienstes an Roschhaschonah (= jüdisches Neujahrsfest) folgende Worte an die Gemeinde:
Herr Emil Behr hat sein Amt als Vorsitzender des Synagogenrats infolge hohem Alter, das ihm nicht erlaub, die immer schwerer werdende Last der Verantwortung, die dieses Amt mit sich bringt, länger zu tragen, niedergelegt. Ein Menschenalter – 33 Jahre lang – war Herr Behr Vorsitzender des Synagogenrats. Sein Wirken war von Gott gesegnet und ist mit goldenen Lettern in der Geschichte unserer Gemeinde eingetragen. Er war ein vorbildlicher Vorstand.
Uneigennützig und unparteilich und in seltener Pflichterfüllung nur das Interesse und Wohl der Gemeinde und ihrer Mitglieder im Auge, leitete er die Gemeinde. Zielbewusst, dabei selbstlos und bescheiden oft sein eigenes Ich zurücksetzend, waltete er seines Amtes. So konnte die Gemeinde – und sie war es auch – stolz darauf sein, einen solchen Vorstand zu haben. Und daher schenkte sie ihm ihr volles Vertrauen, was schon dadurch zum Ausdruck kam, dass er bei jeder Wahl sozusagen einstimmig wiedergewählt wurde.
Aufs tiefste bedauern wir alle, dass Herr Behr sein Amt niedergelegt hat und sich nicht bestimmen ließ, dasselbe weiter zu behalten. Der Synagogenrat musste sich diesem unerschütterlichen Entschluss leider fügen und hat Herrn Behr in Ansehung seiner unvergänglichen Verdienste das Amt eines Ehrenvorsitzenden übertragen. Er hat ihm für alles, was er in den langen Jahren für die Gemeinde getan, herzlichst gedankt und ich bin sicher, dass Sie alle sich diesem Dank aus ganzem Herzen anschließen."
Ehemann von: Behr Emilie