Verzeichnis

 

Vogesenstraße 2

Adresse von 1842: unbebaut
Adresse von 1932: Mühlweg 4

Plannummer 3717

Gebr. Fried Zigarrenfabrik

Durch ihre im Laufe vieler Generationen erworbenen Verbindungen spielte der Handel schon immer eine ganz wichtige Rolle im Leben unserer jüdischen Mitbürger. So trat in Ingenheim neben dem florierenden Leder- Wein- und Viehhandel zum Ausgang des 19. Jahrhunderts die Tabakproduktion und der Tabakhandel als wichtige Beschäftigungs- und Einnahmequelle hinzu.
 
Waren die Brüder Salomon und Jonas Fried noch ganz dem Weinhandel verschrieben, so gründeten die Söhne von Salomon Siegmund, Theodor und Emil Fried 1897 im Mühlweg 4 (PlNr. 3717 - heute Vogesenstraße 2) eine für Ingenheim bedeutende Zigarrenfabrik. In ihr fanden weit über 100 Personen aus Ingenheim und der Umgebung Arbeit und Auskommen. Aus fast jedem Haus in Ingenheim war ob jung oder alt jemand in der Fabrik beschäftigt. Das kam dem Ort Ingenheim sehr zu Nutzen!
 
Neben den Gebr. Fried florierten die Zigarrenfabrikation und der -handel in Ingenheim sehr gut. Da gab es die Zigarrenfabriken von Albert Ludwig in der Bergzabernerstraße, Walther Marx in der Hauptstraße, Ludwig Seiberth in der Kirchstraße und Jakob Willinger in der Ochsengasse, auch wenn es sich hierbei zum Teil um kleinere Familienbetriebe gehandelt haben mag.
 
1904 begründete Theodor Fried in Landau die "Gebr. Fried, Zigarrenfabrik oHG Landau". Neben der ursprünglichen Fabrik in Ingenheim konnten so die Brüder ihren Einfluss im Tabakgeschäft kräftig ausbauen.
 
Im 3. Reich wurde die Tabakfabrik in Ingenheim weitergeführt unter der Firma: "Marschall GmbH Tabakfabrik St. Wendel". Doch eigentlich hatte schon seit geraumer Zeit durch Lieferengpässe und Reduktion die Tabakfabrikation in Ingenheim ihr Ende kommen sehen. Und so ist sie kurze Zeit später ganz aus Ingenheim verschwunden.
 
Siegmund Fried hat in der Verfolgungszeit Gurs überlebt und war später wohnhaft in Thiviers.
Theodor Fried und seine Ehefrau Martha Loeb überlebten die NS-Zeit und wohnten nach dem Krieg in Straßburg, Vogesenstraße 84.
Emil Gustav Fried wurde am 8. Oktober und seine Ehefrau Anna Bloch am 7. Oktober 1943 in Auschwitz ermordet. 

Siehe auch unter HISTORIE: Tabak in Ingenheim