Pogrom 1938

1938 war die Zahl der jüdischen Bewohner also auf 57 gesunken. Wegen der geringen Anzahl der Synagogenmitglieder wurde die Synagoge kaum noch genutzt.
Sie, die "einst bis auf den letzten Platz" gefüllt, wies nun "auch an den hohen Feiertagen eine gähnende Leere" auf. 
In der Reichspogromnacht (9. auf 10. November 1938) Jahren stürmten SA-Trupps die Synagoge und zündeten sie an.

Nach 1945 wurde von der Staatsanwaltschaft Landau wegen der Zerstörung der Synagoge und anderer Aktionen in Ingenheim ermittelt. Die Ermittlungen wurden wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Angeblich waren an der Zerstörung "nur Westwallarbeiter und SA-Leute von außerhalb" beteiligt. Dass Ingenheimer Bürger dabei gewesen sein sollen kann sich niemand erinnern!

Max Marx wohnte im letzten Haus in der Hauptstraße Richtung Appenhofen auf der linken Seite. Sein Textilgeschäft betrieb er in der Kirchstraße. Der Friseur Florus Heidenblut, der sein Geschäft direkt neben der Synagoge hatte - etwa dort, wo heute die Ausstellungshalle steht - erzählte, dass Max Marx auf dem Weg in sein Geschäft von den Brandstiftern beschimpft und mit Fußtritten malträtiert wurde, als er versuchte, den Brand zu löschen. Man stülpte ihm einen Eimer über den Kopf und stieß ihn in die brennende Synagoge. Dabei zerbrach seine starke Brille, auf die er - extrem kurzsichtig - dringend angewiesen war.

Nach der Aktion mit der Synagoge stürmten die Nazis die jüdischen Häuser und trieben die jüdischen Männer zum Bürgermeisteramt. Dort wurden sie in Schutzhaft genommen und mit dem Postbus nach Landau verbracht, wo sie in der Schützengasse untergebracht wurden. Von dort wurden sie nach Dachau deportiert. Die Gauleitung in Neustadt befahl dann, dass sämtliche jüdischen Frauen sich binnen 24 Stunden am Hauptbahnhof in Landau einzufinden haben, um sich dann über den Rhein hinüber zu begeben. Vor der Abfahrt am Bürgermeisteramt hätten sie die Gelegenheit ihre Schmucksachen, die sie nicht mitnehmen "wollten", zu hinterlegen. 

In der Zwischenzeit kam es zu zahlreichen Plünderungen jüdischer Geschäfte und jüdischer Wohnhäuser. Kassenschränke von jüdischen Geschäftsleuten und der jüdischen Kultusgemeinde wurden aufgebrochen. Obwohl die Wohnungen der deportieren Juden abgeschlossen waren, wurden daraus allerlei Wertgegenstände, Möbel, Klaviere, Textilien, Stoffe und auch Weinvorräte entwendet.

Diese voreiligen Ausweisungen wurden knapp zwei Wochen später wieder rückgängig gemacht. Die Männer konnten aus Dachau zurückkehren und die Frauen und Kinder aus dem Raum Mannheim, wo die meisten hingekommen waren. 

In der Folgezeit verließen weitere Juden Ingenheim. Mit der Deportation der Verbliebenen am 22. Oktober 1940 nach Gurs konnte der Ort Ingenheim - wie es zynisch hieß - als "judenrein“" erklärt werden. 
Zeitungsnotiz: 
"Die Ereignisse in Ingenheim haben nun dazu beigetragen, dass Ingenheim … fortab … nicht mehr Judenheim genannt wird, sondern mit seinem richtigen Namen Ingenheim. Die Bevölkerung stimmte dem Redner begeistert zu", wie der Pfälzer Anzeiger vom 17. November 1938 zu berichten weiß. 

In der einst größten Landjudengemeinde der Pfalz gab es keine Synagoge und keine Mitglieder mehr.